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  • Ich danke euch für eure Anteilnahme.

    Mir geht es soweit eigentlich gut. Ich weine jeden Tag und trauere intensiv. Zum Glück habe ich darin bereits Erfahrung und weiss, dass es für Trauer keine Abkürzung gibt, die Tränen müssen geweint werden und die Gefühle müssen gefühlt werden. Nur so wird man irgendwann vielleicht ein bisschen Frieden schliessen können mit solchen Verlusten.

  • Ich dachte, ich können hier ja mal wieder ein Update schreiben... Obwohl das alleine wohl nicht reichen wird, um das Forum am Leben zu erhalten.

    Bei uns hat es im August 2022 endlich geklappt, wir wurden durch künstliche Befruchtung Schwanger. Beim Arztbesuch konnte ich es fast nicht glauben und als die Ärztin uns sagte, dass wir tatsächlich schwanger sind, brach ich in Tränen aus. Sie probierte unsere Hoffnung aber gleich wieder ein bisschen zu dämpfen und wies auf die grossen Risiken zu Beginn der Schwangerschaft hin.
    Also war es vor allem Anfangs schwierig sich zu freuen, so viel konnte noch schief gehen. Bei jedem Ultraschalltermin wurde darauf hingewiesen, was für Fehlbildungen und Komplikationen noch auftreten können.

    Wir trauten uns auch erst die freudige Nachricht nach circa 14 Wochen zu verkünden. Unnötig zu sagen, dass die Freude auch bei unseren Angehörigen sehr gross war und sich alle riesig mit uns gefreut haben. Und so langsam aber sicher konnten auch wir uns freuen.

    Meine Anspannung war aber immer wieder hoch. Ich rechnete Budgets durch, wir besuchten Kitas und planten die Zeit zu dritt. Ich fragte mich immer, was sich wohl viele werdende Väter dachten: Haben wir genug Geld, schaffen wir das alles, ist unsere Beziehung stabil genug, werde ich das Kind genug lieben, um all die Einschränkungen hinzunehmen usw.

    Am 10.12.2022 waren wir bei meinen Eltern zum Essen eingeladen. Meine Partnerin hatte schon den ganzen Tag immer mal wieder Schmerzen oder viel eher ein Ziehen. Gegen Abend wurde es dann schlimmer, weshalb wir uns entschieden in die Notaufnahme zu fahren. Dort wurde uns dann mitgeteilt, dass der Muttermund bereits geöffnet war und unser Junge bereits zur Welt kommen wird. Wir waren erst in der 23. Schwangerschaftswoche, was einfach viel zu früh ist, um irgendwas zu machen.

    Die Geburt von unserem Sohn dauerte circa 4 Stunden und um 02.45 Uhr am 11.12.2022 war es soweit: Unser Sohn kam auf die Welt. Dieser Moment war einerseits unglaublich traurig und tragisch und andererseits wunderschön und erhaben. Als wir unseren Sohn auf den Händen halten durften, waren all die Sorgen und Ängste wie weggeblasen und ich war mir sicher, dass wir das alles geschafft hätten. Nach circa einer halben Stunde ist er friedlich eingeschlafen und in eine andere Welt geglitten.

    Was bleibt? Wut, manchmal Dankbarkeit, dass ich das erleben durfte. Dass ich eine Schwangerschaft miterleben durfte und die Geburt meines Sohnes erleben durfte. Und dann ist da natürlich die Trauer, diese tiefe Traurigkeit, die mich immer mal wieder trifft. Da ist aber auch die riesengrosse Anteilnahme unseres Umfelds, welches mit uns trauert. Die Grosseltern, welche sich bereits wahnsinnig auf ihren Enkel gefreut haben und jetzt, wie wir, an seinem Grab stehen müssen.

    Grund für die Frühgeburt ist ein Infekt bei meiner Partnerin. Das ist die häufigste Ursache für eine Frühgeburt. Unserem Sohn ging es prächtig, er hatte kein Leider oder sonst was, was für einen frühzeitigen Abbruch der Schwangerschaft gesprochen hätte. Ich glaube und ich hoffe, dass er von all dem nicht viel mitbekommen hat. Ich hoffe er ist so sanft hinübergeglitten, wie es den Anschein gemacht hat.

  • Hallo Doungias. Freut mich wirklich, dass du den Mut gefunden hast hier zu schreiben. Ich wollte schon seit einiger Zeit ein Update geben, war dann aber immer wieder zu faul dazu:)
    Ja das mit den Therapeuten ist wirklich schwierig. Wie ich gehört habe, war es vor Corona schon schwierig einen zu finden und nun ist es noch viel schwieriger. Ich hatte wirklich sehr grosses Glück, dass ich meinen in dieser Zeit gefunden habe, er unterstützt mich ungemein und hat mich halt auch ein bisschen an der Hand genommen in dieser schweren Zeit und mir einen Weg gezeigt.
    Ich persönlich habe in den letzten Monaten die Erfahrung gemacht, dass ich die aufkommenden Gefühle probiere anzunehmen und sie nicht wegzudrücken. Das klingt irgendwie einfach, war es für mich aber lange nicht. Nur durch das Annehmen der Gefühle werde ich irgendwann meinen Frieden mit der Situation finden und darüber hinwegkommen. Ich habe den Sport eher dafür missbraucht meine Gefühle wegzudrücken, was auf Dauer nicht so toll war und mich zu einer Depression geführt hat.
    Ich weiss natürlich nicht wie das bei dir ist, ich meine nur, dass ein unerfüllter Kinderwunsch eine emotional sehr schwierige Situation ist, bei welcher das Hinzuziehen einer Fachperson sicher keine schlechte Idee ist. Ich persönlich empfand auch die Behandlungen in der Kinderwunschklinik als sehr belastend.
    Deinen Absatz bezüglich schlimmer Kinderwunsch oder eher weniger verstehe ich leider nicht so ganz:) Vielleicht möchtest du das nochmals ein wenig ausführen?

    War cool von dir zu lesen, bis bald

  • Als klar war, dass wir nicht auf natürliche Weise eine Familie werden können, dachte ich mir: "Ist ja nicht so schlimm, ich habe genug finanzielle Ressourcen, um die künstliche Befruchtung ein paar Mal durchführen zu können... Das wird dann schon klappen". Was eine solche Behandlung mit meiner Psyche machen würde, habe ich aus Unwissenheit völlig ausgeblendet. Ich hatte ja bis zu diesem Punkt nie mit psychischen Themen zu tun, also konnte ich mir nicht vorstellen, dass man damit Probleme bekommen könnte.
    Bei einem Termin mit dem Urologen sagte er mir: "Das ist eine sehr belastende Situation, es gibt Stellen, um sie zu unterstützen! Nehmen sie das an.". Und ich dachte mir: "Ich und psychologische Hilfe? Haha ja genau, gehts noch?!". Nichts hätte mich überzeugt, dass ich mir Hilfe suchen muss, da hätten mich noch 10 Ärzte darauf hinweisen können, zu arrogant und überzeugt war ich von meiner bisherigen Lebenserfahrung.

    Während den endlosen Klinikbesuchen und negativen Rückmeldungen war ich anfangs traurig. Immer wenn ich traurig war, ging ich joggen und drückte meine Gefühle weg; ich wollte nicht traurig sein. Und das hat funktioniert, ich war nach dem Sport nicht mehr traurig sondern einfach nur müde. Wie ich mit der Zeit gar nichts mehr spürte, merkte ich gar nicht.
    Die Depression fing damit an, dass ich völlig unter Strom aufwachte, völlig auf "Flucht oder Kampf" aufgepumpt; ein sehr unangenehmes Gefühl. Ich hatte Morgens keinen Appetit mehr, mein Herz pochte bis in meinen Kopf und ich atmete oft nur sehr oberflächlich und schnell. Als wir abermals schlechte Nachrichten bekamen, konnte ich meine Partnerin oder mich nicht mehr trösten, sondern nur noch da sitzen und an die Wand starren. Völlig apathisch von den Ereignissen um mich herum.

    Nach mehreren Hausarztbesuchen war dann irgendwann klar, dass ich mir bei einem Psychologen Hilfe holen soll. Das habe ich gemacht und nach viel reden, weinen und nachdenken geht es langsam aber sicher aufwärts. Ich habe immer gedacht: "Ich bin intelligent, was will mir ein Psychologe denn erzählen, was ich nicht selber schon weiss?". Oh wie lag ich wieder falsch. Wenn man selber in so einer Situation steckt, merkt man oft gar nicht, wie man nur noch an das Brett vor seinem Kopf sieht...

    Langer Text kurzer Sinn: So ein unerfüllter Vaterwunsch ist emotional heftig zu ertragen und zu verarbeiten. Nehmt das nicht auf die leichte Schulter, auch wenn ihr meint, dass ihr mit allem fertig werdet. Seid nicht so dumm und arrogant wie ich, sucht euch Hilfe, auch wenn ihr nicht sicher seid, ob ihr sie überhaupt braucht. Der Therapeut wird euch nicht den Kopf abreissen und das Prinzip "Bringts nichts so schadets nicht" kommt hier wunderbar zur Geltung.

    High five euch, bis zum nächsten Mal.

  • Thema von Vaterwunsch im Forum Vaterwunschforum

    Das Forum scheint ja ziemlich ausgestorben zu sein... Ich probiere dennoch mal meine Geschichte niederzuschreiben, vielleicht hilfts ja jemandem oder mir selber.

    Ich bin mittlerweile 38 Jahre alt, habe einen gut bezahlten Job und eine stabile Beziehung. Ich war mir ehrlich gesagt nicht schon immer bewusst, dass ich unbedingt mal Vater werden wollte. Aber als ich all die für mich nötigen Voraussetzungen geschaffen habe(stabile Beziehung, genug Geld), wollte ich es unbedingt.

    Wir fingen vor 3 Jahren mit dem Probieren an. Nachdem es ein Jahr nicht geklappt hat, liessen wir uns untersuchen und es kam heraus, dass meine Spermienqualität sehr schlecht ist. Die Anzahl sowie auch die Beweglichkeit ist stark eingeschränkt. Warum das so ist, kann und konnte mir niemand sagen... Ich bin nicht übergewichtig, treibe genug Sport, trinke selten Alkohol und rauche nicht. Auf jeden Fall ist eine natürliche Zeugung in meinem Fall sehr unwahrscheinlich.

    Es folgten dann 2 künstliche Befruchtungen, beim ersten Mal wurden zwei Eizellen befruchtet beim zweiten Mal keine einzige. Eigentlich wollten wir noch einen dritten Versuch wagen, mussten diesen aber nun zurückstellen, weil ich eine Depression bekommen habe.

    Ich habe in den drei Jahren eigentlich das probiert, was ich in schwierigen Situationen immer gemacht habe: Einfach noch mehr Einsatz gegeben und mir gesagt, dass man sich da schon durchkämpfen kann. Ich habe in all den Jahren den Schmerz, die Wut und die Enttäuschung irgendwie nie zulassen können und immer probiert weiter zu machen.
    Langsam aber sicher kann ich all die Emotionen nachholen. Ich bin so enttäuscht, dass ich wohl nie Vater werden kann, nie mein Kind in meinen Armen halten werde. ​Das tut mir unendlich weh und auch nach etlichen Sitzungen beim Therapeuten und unzähligen Tränen, ist der Schmerz noch sehr präsent.

    Weiter unten hat jemand von Schuld geschrieben, welche er gegenüber seiner Partnerin bezüglich der künstlichen Befruchtung empfindet. Das kann ich sowas von nachempfinden, ich selber habe einfach einen Therapeuten gebraucht, mit welchem ich meine Gefühle einordnen konnte. Es tut mir für meine Partnerin unendlich leid, dass sie wegen mir ihren Traum vom eigenen Kind nicht erleben kann. Und natürlich auch, dass sie die ganze Behandlung, welche für Körper und Seele sehr fordernd ist, auf sich nehmen muss, tut mir sowas von leid.

    Ich hoffe, dass der Schmerz irgendwann mal kleiner wird und verschwindet. Jetzt aber, kann und will ich mich aber eigentlich noch gar nicht damit abfinden. Ich spüre selber, dass das wohl noch eine ganze Weile dauern wird.

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